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Jobsharing als Zukunftsmodell?

  • Autorenbild: kerstinortwerth
    kerstinortwerth
  • 30. Aug. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. März 2021

Jobsharing ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, bei dem sich zwei oder mehr Arbeitnehmer mindestens eine Vollzeitstelle teilen. Dabei arbeiten sie als Team sehr eng zusammen und bestimmen ihre Aufgaben und Arbeitszeiten untereinander individuell. Durch die Zeitsouveränität und das enge Zusammenarbeiten als Team, ist innerhalb des Jobsharings eine ganz andere Arbeitsweise möglich. Somit eignet sich das Jobsharing Arbeitsmodell für weit mehr und andere Jobs als die konventionelle Teilzeitarbeit. Die enge Zusammenarbeit, das 4-Augen-Pronzip und die doppelten Kompetenzen ermöglichen es im Jobsharing-Modell plötzlich Stellen teilbar und teilzeittauglich zu machen, die es eigentlich nicht wären und selbst sehr komplexe Positionen bis hin in die Führungsetage können so besetzt werden. Viele Jobsharing-Konstellationen gehen über die klassische 100%-Stelle hinaus, es geht viel mehr um eine neue Art und Weise der (Zusammen-) Arbeit sowie die Organisation von Arbeitsabläufen. In der Praxis werden drei Modelle unterschieden:

Job-Splitting

Zwei unabhängige Teilzeitstellen bedienen eine Vollzeitstelle. Die Aufgaben sind in beiden Stellen gleich.


Job-Pairing

Eine Stelle wird in zwei geteilt. Allerdings sind beide Arbeitnehmer verpflichtet, sich untereinander abzusprechen. Verantwortungen und Entscheidungen werden gemeinsam getragen.


Top-Sharing

Eine bestimmte Form der Unternehmensführung. Häufig wird der Begriff der„Doppelspitze“ verwendet.



Wie sieht es in der Praxis aus?

Laut einer Studie von Roland Berger und der Gesellschaft für Konsumforschung GfK im Auftrag des Bundesfamilienministeriums bietet etwa ein Drittel der deutschen Unternehmen, mit mehr als 15 Mitarbeitern, ein Jobsharing-Modell an.*

Beim Konsumgüterkonzern Beiersdorf gibt es zum Beispiel bundesweit rund 19 Job-Tandems. Eine spannende Interviewreihe mit den entsprechenden Akteuren und Ihren Erfahrungen gibt es zum Beispiel hier: https://www.tandemploy.com/de/blog/flexibel-in-die-zukunft-die-beiersdorf-exklusiv-interviewreihe/

Eine gewisse Tradition, haben Job-Tandems bei SAP. Hier bestand selbst die Vorstandsspitze vor einigen Jahren aus zwei Leuten. Jim Hagemann Snabe teilte sich die Spitze mit dem heute alleinregierenden Bill McDermott. 2014 schied Snabe aus privaten Gründen aus. Grundsätzlich lässt SAP seit 2013 geteilte Verantwortung auf Führungsebene zu.

Auch Bosch hat seit 2016 einen „Jobconnector“ als Partnerbörse eingeführt. Etwa 1600 Mitarbeiter haben sich dort registriert. Wie viele Paare sich jedoch bereits gefunden haben, weiß man bei Bosch, laut WirtschaftsWoche, offiziell nicht. Bei Siemens hingegen spielt das Thema noch keine Rolle. Anders bei der Bahn. Die beiden Bahnmanagerinnen Carola Garbe und Catherine-Marie Koffnit teilen sich seit etwa einem Jahr die Stelle der Personalleiterin Region Ost.


Vorteile im Überblick

Jobsharing als Arbeitszeitmodell gibt es bereit seit den 1980er Jahren und hat seitdem kein bisschen an Aktualität verloren. Dies liegt mit Sicherheit an den vielen Vorteilen, von denen sowohl Arbeitgeber als auch -nehmer profitieren.

Vorteile für Arbeitnehmer

· Ausüben eines qualifizierter Jobs in Teilzeit

· Flexible Arbeitszeiten

· Gute Aufstiegs-/Karrierechance

· Gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie

· Permanenter Austausch

· Lernen vom Jobsharing-Partner

· Mehr Zeit für private Angelegenheiten und Hobbys


Vorteile für Arbeitgeber

· Mehr Kompetenz und fachliches Wissen

· Mehr Energie

· Schaffung attraktiver Teilzeitstellen – auch in Führungsetagen

· Kein Ausfall im Urlaub und bei Krankheit

· Steigerung der Produktivität

· Employerbranding / positives Image

Nichts desto trotz wird dieses Modell nach wie vor eher als Zufallsprodukt gesehen und weniger als strategische Maßnahme eines Unternehmens. Oben beschrieben, gibt es natürlich Ausnahmen und die Firmen wissen, dass sie auf Veränderungen am Arbeitsmarkt reagieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Unternehmen merken, dass diese Art von Arbeitsmodell doppelte Power, doppelte Kompetenz, weniger Ausfälle und keine Urlaubslücken mehr bedeuten und damit eine deutliche Risikominimierung.

Um den Veränderungen am Arbeitsmarkt gerecht zu werden, kann ich mir gut vorstellen, dass Jobsharing eine logische Schlussfolgerung sein kann. Es wird Zeit agilere Strukturen in Unternehmen zu schaffen und das Arbeitsmodell Jobsharing kann hierbei eine wichtige Rolle spielen. Wir brauchen Menschen, die mutig und eigenverantwortlich mit Ergebnissen umgehen und auch mit kleinen konkreten Ideen mal scheitern. Die menschliche Seite der Arbeitswelt wird mehr und mehr in den Vordergrund rücken.







*WirtschaftsWoche

https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/teilzeit-duos-sind-randphaenomen-warum-jobsharing-so-schwierig-ist/24035306.html


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